Welche Lebensmittel sind mit Schwermetallen belastet?

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Welche Fisch- oder Fleischprodukte, resp. Lebensmittel empfehlen Sie wegen Schwermetallgehalt (Blei, Cadmium, Quecksilber) weder Kindern noch Erwachsenen? Ich denke speziell an Thunfisch und Seefische aus der Dose und Aquakultur.
Jemand hält ein Stopp-Schild vor Schwermetallen im Periodensystem.
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Gesamtquecksilber wird zu etwa 55 % aus tierischen und zu 45 % aus pflanzlichen Lebensmitteln aufgenommen. Das besonders problematische Methylquecksilber (organisches Quecksilber) wird hauptsächlich aus Fischen und Meeresfrüchten aufgenommen.

In allen anderen Lebensmitteln liegt Quecksilber überwiegend in anorganischer Form vor, was für die menschliche Gesundheit weniger gefährlich ist.

Zu den potentiell stärker belasteten Fischen zählen Haifisch, Buttermakrele, Aal, Steinbeißer, Schwertfisch, Heilbutt, Hecht, Seeteufel, Thunfisch und auch Rotbarsche. Die Stärke der Quecksilber-Anreicherung von Fischen ist von ihrer Stellung in der Nahrungskette, in geringem Ausmaß vom Fanggebiet, insbesondere aber vom Lebensalter abhängig. Besonders bei großen, alten Raubfischen, die am Ende der Nahrungskette stehen, kann es aufgrund einer jahrelangen Anreicherung zu erhöhten Gehalten von Quecksilber kommen. Hierzu zählen große Exemplare von Schwertfischen, Haifischen, Marlin, Speerfischen und große Thunfische.

Hingegen sind eher schnellwüchsige Fischarten, die weiter unten der Nahrungskette stehen, wie z.B. Scholle, Kabeljau, Hering und Seelachs oder Seehecht in der Regel gering belastet. Allerdings können diese Fische, durch ihren vergleichsweise häufigen Verzehr, trotzdem einen großen Beitrag zur Quecksilberaufnahme leisten, auch wenn sie gering belastet sind.

In Deutschland angebotener Thunfisch in Konserven wird vorrangig aus eher jüngeren Fischen hergestellt. Untersuchungsergebnisse zeigen jedoch, dass trotzdem vereinzelte Proben Quecksilbergehalte aufweisen, die an die zulässigen Höchstgehalte heranreichen.

Fische aus Aquakultur sind in der Regel unbedenklich.

Grundsätzlich gilt, dass alte Fische deutlich stärker mit Methylquecksilber kontaminiert sind als junge. Auch sind Raubfische (z.B. Thunfisch) stärker belastet als Friedfische (z.B. Sardinen, Brassen).

Um die Aufnahme von Quecksilber zu verringern, wird empfohlen:

  • Obst und Gemüse gründlich waschen und/oder schälen, weil schwermetallhaltige Stäube sich an der Oberfläche von Obst und Gemüse ablagern können.
  • Nicht mehr als 250 g Wildpilze (bezogen auf das Frischgewicht) pro Woche verzehren (anders als grüne Pflanzen haben Pilze die Fähigkeit, Schwermetalle anzureichern).
  • Innereien, insbesondere von Wildtieren, selten essen.
  • Frauen mit Kinderwunsch, Schwangere, Stillende sowie Kleinkinder sollten die am Ende der Nahrungskette stehenden Fischarten selten konsumieren und weniger belastete Fischarten bevorzugen. Das sind in der Regel z.B. Alaska-Wildlachs, Makrele, Hering oder Seelachs sowie Fisch aus Zuchtteichen, z.B. Forelle und Karpfen.

Cadmium ist aufgrund seines breiten Vorkommens in Böden sowohl in pflanzlichen als auch in tierischen Lebensmitteln vorhanden. Daher lässt sich die Aufnahme des Schwermetalls nicht komplett vermeiden. Empfehlenswert ist eine abwechslungsreiche Auswahl an Lebensmitteln. Dann wechseln sich automatisch stärker belastete mit geringer belasteten Lebensmitteln ab. Zudem ist eine gute Versorgung mit Nährstoffen eher gewährleistet.

Sehr hohe Cadmiumwerte werden häufig in Innereien, Meeresfrüchten, Algen (Vorsicht bei Nahrungsergänzungsmitteln), Ölsaaten (wie Mohn, Sonnenblumenkerne, Leinsamen, Sesam), bestimmten Pilzsorten und Bitterschokolade gemessen.

Zur Gesamtbelastung tragen allerdings hauptsächlich die in größeren Mengen verzehrten Produkte mit einem nur geringen oder durchschnittlichen Cadmiumgehalt bei. 90 Prozent des Cadmiums, das jeder Erwachsene im Schnitt aufnimmt, stammt aus pflanzlicher Nahrung. Trotz geringerer Cadmiumbelastung liefern Getreide und Getreideprodukte (26 Prozent), Gemüse und Gemüseprodukte (16 Prozent) sowie stärkehaltige Wurzeln und Knollen (16 Prozent) den Hauptteil.

Die gesundheitlichen Vorteile einer pflanzlich geprägten Ernährungsweise überwiegen die potentiellen Nachteile. Wer also viel Gemüse und Getreide verzehrt, sollte seine Ernährungsgewohnheiten nicht ändern.

Tipps für eine cadmiumarme Ernährung:

  • Abwechslungsreich ernähren
  • Nicht mehr als 200 bis 250 g Wildpilze pro Woche
  • Innereien (insbesondere von wild lebenden Tieren) nur gelegentlich essen
  • Ölsaaten (Leinsamen, Sonnenblumenkerne) maximal 20 Gramm pro Tag
  • Schokolade mit hohem Kakaoanteil in Maßen genießen

Blei

Benzin war lange Zeit die Hauptursache für die Umweltbelastung mit Blei. Durch die Einführung des bleifreien Benzins ist sie deutlich zurückgegangen. Durch industrielle Abgase gelangt das Schwermetall in die Luft und kann sich als bleihaltiger Staub auf pflanzlichen Lebensmitteln ablagern.

Stärker mit Blei belastet sind aber vor allem Muscheln und Muschelerzeugnisse. Die Grenzwerte werden aber auch hier nur selten erreicht oder überschritten.

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Kompliment, sehr aufschlussreiche Ausführungen. Stellt sich die Frage, was wir Menschen überhaupt noch unbedenklich essen können.Wie auch immer, wir können unserer Umwelt nicht entrinnen ... und wir haben nur diese Eine.

Bodenproben aus Schrebergartenareal haben einen erhöhten Quecksilbergehalt nachgewiesen. Es gilt nun eine Anbauempfehlung (kein Salat, kein Spinat, keine Karotten etc.), weil der Prüfwert überschritten wurde. Gibt es Pflanzen mit denen man das Quecksilber aus dem Boden holen könnte?  Von was ist es abhängig, wieviel Quecksilber eine Pflanze aufnehmen kann? Wurzelgemüse nimmt offenbar viel auf, aber wie sieht es aus mit Rhabarber? Soll man von solchen belasteten Stöcken überhaupt noch etwas essen? 

Offenbar kann sich anorganisches Quecksilber in organisches umwandeln - in der Pflanze und auch im Menschen - von welchen Faktoren ist dies abhängig? 

Bei Verdacht auf sub-chronische Quecksilber- Belastung: gibt es Messmethoden, mit denen man die Belastung im Mensch überprüfen kann (Urin, Haare, Blut) ? Wie äussern sich die Symptome? Lässt sich diese Belastung ausschwemmen? 

Vielen Dank für Ihre Bemühungen 

Anmerkung der Redaktion:

Wir bedauern, dass Sie mit einem so ernst zu nehmenden Problem in Ihrem Schrebergarten geschlagen sind, einer Erholungszone, die eigentlich nur Freude machen sollte.
Es gibt tatsächlich Pflanzen, die Quecksilber aus dem Boden aufnehmen können. Dieses Verfahren nennt sich Phytosanierung, und es ist besonders bei Schwermetallen wie Quecksilber gut erforscht. Dazu zählt der Indische Senf , der Mais (wenig angesagt für einen Schrebergarten), verschiedene Pappel- oder Weidenarten (Populus, Salix, fällt wohl ebenfalls aus) oder Sonnenblumen. Diese Pflanzen nehmen Quecksilber auf und speichern es entweder in den Wurzeln oder in oberirdischen Pflanzenteilen. Diese Pflanzen müssen nach der Ernte aber fachgerecht entsorgt werden, da sie kontaminiert sind. 
Die Quecksilberaufnahme in Pflanzen ist abhängig von:
-Boden-pH-Wert: In sauren Böden (niedriger pH) ist Quecksilber besser löslich und wird leichter aufgenommen.
-Bodenart: Leichte, sandige Böden geben Quecksilber eher frei als tonige Böden.
- Art des Quecksilbers: Anorganisches Quecksilber (z. B. HgCl₂) ist pflanzenverfügbarer als metallisches Hg oder organisches Methylquecksilber.
- Pflanzenart und -teil: Wurzelgemüse (z. B. Karotten) nimmt tendenziell mehr auf. Auch Blattsalate speichern oft höhere Mengen. Früchte speichern meist weniger.
Rhabarber ist kein Wurzelgemüse, sondern bildet Blattstiele. Studien zeigen, dass Rhabarber Quecksilber in geringerem Maße aufnimmt als Wurzelgemüse oder Blattsalate. Aber der Rhabarber ist wohl trotzdem kontaminiert, besonders wenn das Quecksilber im Boden in pflanzenverfügbarer Form vorliegt. Und die Pflanzenteile in Bodennähe (wie die Blattstiele) können durch Bodenstaub und Spritzwasser oberflächlich verunreinigt werden.


Empfehlung: Bei Quecksilberüberschreitung nicht mehr verzehren, insbesondere wenn keine genauen Analysewerte vorliegen. Auch Schälen bietet keine Sicherheit.

Als Fazit empfehlen wir, überhaupt keine essbaren Pflanzen mehr anzubauen, auch keinen Rhabarber. Langfristig ist es meist am sinnvollsten, die betroffenen Beete durch unbelasteten Mutterboden zu ersetzen oder Hochbeete mit frischer Erde zu nutzen. Wichtig dazu ist auch die Klärung der Quecksilberherkunft, um sicherzustellen, dass sie aus der Vergangenheit stammt und die Kontamination nicht anhält.

Anorganisches Quecksilber (z. B. Hg²⁺) kann in organische Formen wie Methylquecksilber (MeHg) umgewandelt werden. Dies geschieht nicht direkt durch die Pflanze, sondern meist durch Bodenmikroorganismen. Das Methylquecksilber wird dann über die Wurzeln aufgenommen und kann sich in essbaren Pflanzenteilen akkumulieren. Auch im Menschen kann anorganisches Quecksilber teilweise zu Methylquecksilber umgewandelt werden, besonders durch Darmbakterien. Das ist problematisch, da Methylquecksilber gut fettlöslich ist, die Blut-Hirn-Schranke und Plazentaschranke überwindet und sich im Zentralnervensystem und im Fötus anreichert.

Etablierte Messmethoden zur Quecksilberbelastung:
Die häufigste Methode und aussagekräftig v. a. bei akuter oder subchronischer Belastung ist ein Urintest. Er misst hauptsächlich anorganisches Quecksilber (z. B. aus Amalgam oder Staubaufnahme). Bei Verdacht wird dann unter ärztlicher Aufsicht oft ein sogenannter Chelatprovokationstest mit DMPS oder DMSA durchgeführt.
Möglich ist auch eine Haaranalyse. Sie spiegelt v. a. die Aufnahme von Methylquecksilber wider (z. B. durch Fischkonsum). Sie ist ein guter Langzeitindikator (bei längeren Haaren wird die Chronologie der Belastung sichtbar), kann aber durch äußere Kontamination verfälscht sein.

Ein Bluttest schließlich misst die aktuelle Belastung, vor allem bei akuter Exposition. Er ist meist weniger aussagekräftig für chronische Belastung, da Quecksilber rasch aus dem Blut in Organe übergeht und in Ihrem Fall am wenigsten geeignet.

Die Symptome einer subchronischen Quecksilberbelastung sind oft unspezifisch und schleichen sich ein. Sie hängen von der Form des Quecksilbers und der Expositionsdauer ab.

Mögliche Symptome:
- Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
- Reizbarkeit, Depression, Schlaflosigkeit
- Zittern (Tremor)
- Chronische Müdigkeit
- Muskelschmerzen, Gelenkbeschwerden
- Kopfschmerzen
- Verdauungsbeschwerden (Reizdarm, Blähungen)
- Häufige Infekte
- Allergien, Autoimmunreaktionen
- im Mundbereich metallischer Geschmack oder vermehrt Zahnfleischentzündungen

Betrachtet man allerdings die üblicherweise geringe Anbaufläche eines Schrebergartens mit den entsprechend kleinen Erntemengen im Vergleich zur täglichen Nahrungsaufnahme, so dürften o.a. Symptome noch nicht auftreten. Viel der genannten Beschwerden können auch unzählige andere Ursachen haben und wir warnen vor hypochondrischer Selbstbeobachtung.

Eine Quecksilberbelastung lässt sich „ausschwemmen“, aber diese Chelat-Therapie mit DMPS (Dimercaptopropansulfonsäure) oder DMSA (Dimercaptobernsteinsäure) sollte nur unter medizinischer Aufsicht erfolgen. Beide binden Quecksilber im Körper, vor allem im Blut und Bindegewebe, und fördern die Ausscheidung über den Urin. Eine unsachgemäße Entgiftung kann aber zu Umverteilung und Verschlechterung der Symptome führen (z. B. Mobilisierung ins Gehirn), weshalb wir auf jeden Fall zur ärztlichen Begleitung raten.
Natürliche Unterstützung , aber nicht als Ersatz, bieten Selen und Zink, sie binden Quecksilber und schützen die Zellen. Chlorella, Koriander und Bärlauch werden alternativmedizinisch verwendet, aber ihre Wirksamkeit ist wissenschaftlich nicht gesichert. Ballaststoffe fördern ebenfalls die natürlichen Entgiftung.