Ich glaube nicht, dass die Verbraucher das wollten, denn die traditionell hergestellte Milch ist immer zuerst weg und schließlich gibt es ja die H-Milch. Ich fühle mich bevormundet.
Die "länger haltbare Frischmilch" hat sich einen festen Platz im Kühlregal erobert. Da diese immer stärker nachgefragt wird, schrumpft zunehmend das Angebot an "echter" frischen Milch.
Die auch als ESL (extended shelf life = längeres Leben im Kühlregal) bezeichnete Milch wird durch zwei verschiedene Verfahren hergestellt. Das eine ist die Hocherhitzung, das andere eine Kombination aus Mikrofiltration und Erhitzung.
Bei der Hocherhitzung wird die Milch für wenige Sekunden auf etwa 127 °C erhitzt. Bei diesem Verfahren kann ein leichter Kochgeschmack auftreten.
Bei der Mikrofiltration wird die Milch zunächst in Magermilch und Rahm aufgetrennt. Die Magermilch wird mit Hilfe von mikrofeinen Filtern weitgehend entkeimt. Nur der Rahm und bakterienreiche Filterrückstand werden wenige Sekunden auf Temperaturen bis zu 127 Grad hocherhitzt. Für die filtrierte Magermilch reicht eine schonende Kurzzeiterhitzung zwischen 72-75°C. Anschließend werden alle Bestandteile wieder zusammengeführt.
Hinsichtlich des Verarbeitungsgrades und des Verlustes an hitzeempfindlichen B-Vitaminen, ist die ESL-Milch zwischen der herkömmlichen Frischmilch und der H-Milch einzuordnen.
In einigen Supermarkt- und Discounterketten wird sie nur noch als einzige Frischmilchvariante angeboten. Sie bringt für den Handel große logistische Vorteile mit sich. Die Meinung der Verbraucher zu dieser Milch ist geteilt. Vorallem in Haushalten mit geringem Milchkonsum (z.B. Singles, Senioren) oder in denen nicht mehrmals in der Woche eingekauft wird, wird gerne nach ihr als Alternative zur H-Milch gegriffen. Dagegen beschweren sich auch einige über den Kochgeschmack mancher Produkte.
Eine gesetzliche Kennzeichnungsvorschrift zur Unterscheidung der ESL-Milch und der herkömmlichen Frischmilch gibt es nicht. Es existiert jedoch eine Selbstverpflichtung der Milchindustrie zur Kennzeichnung:
- Klassische Frischmilch erhält den Zusatz "traditionell hergestellt"
- ESL-Produkte werden als "länger haltbar" gekennzeichnet
Ein Hinweis auf das Herstellungsverfahren wurde bei dieser Selbstverpflichtung leider nicht berücksichtigt. Diese Angabe würde Ihnen eine informierte Kaufentscheidung ermöglichen, da nur bei den hocherhitzten Produkten der Kochgeschmack auftreten kann.
- ältere Nutzer-Kommentare aus dem Jahr 2020 und davor
Günter Küppers, am 20.04.2020, 09:55
Frische, sehr fett- und keimhaltige Milch kauft man am besten beim Bauern an der Milchtankstelle, wo die produzierenden Kühe wenige Meter entfernt im Stall stehen. Diese Milch hält nur wenige Tage und man muss sie vor dem Verzehr natürlich abkochen. Meine Frage: Kann auch beim häuslichen Abkochen der unangenehme Kochgeschmack entstehen? Und warum ist dieser Geschmack vor allem für Raucher so störend, während ihn Nichtraucher meist gar nicht bemerken? Danke!Redaktion:
Sie stellen das Angebot der Milchtankstellen sehr negativ dar, dabei stellt es eine gute Möglichkeit dar Milch von regionalen Bauern zu beziehen und diese so zu unterstützen.Milch muss, aufgrund von möglicherweise enthaltenen Keimen vor dem Verzehr immer abgekocht werden. Entweder man macht dies, wenn man Rohmilch von der Milchtankstelle kaufen möchte, selber oder man lässt es die Molkerei übernehmen.
Rohmilch wird nach dem Melken nur gefiltert, aber sonst nicht weiter behandelt. Dadurch bleiben sämtliche Vitamine und der natürliche Fettgehalt erhalten. Durch das Erhitzen geht ein Teil der Vitamine verloren.
Der Kochgeschmack kann sogar etwas stärker auftreten, wenn man die Milch zuhause abkocht. Das liegt daran, dass die Erhitzungszeit und -temperatur zuhause viel ungenauer sind als in einer Molkerei. Dort wird die MIlch in der Regel für wenige Sekunden auf 75 °C erhitzt. Es gibt aber viele verschiedene weitere Erhitzungsverfahren.
Wer unerhitzte Milch konsumieren möchte, der muss auf Vorzugsmilch zurückgreifen. Hier müssen Kühe, Bauern und auch die Milch besonders strenge Anforderungen einhalten, die regelmäßig von Tierärzten überprüft werden. Vorzugsmilch ist in Biomärkten oder Reformhäusern zu finden.
Rauchen kann den Geschmackssinn verändern. Wir vermuten, dass die veränderte Geschmackswahrnehmung darauf zurückzuführen ist.
Michael Zerbe, am 16.02.2019, 14:47
Habe heute Milch gekauft 1 Liter traditionell hergestellt 1,19€ mhd 24.feb.19. Und 1 Liter eines anderen Anbieters für 0,80€ (nehme ich zum Kochen.Und die traditionelle zum Trinken schmeckt super. Was mich nachdenklich macht beide sind bis 24.Februar haltbar! Verbraucherverarsche!Welche Milch ist älter?Redaktion:
Traditionell hergestellte Frischmilch ist bei Kühllagerung unter 8 Grad etwa 6 bis 12 Tage haltbar. ESL-Milch dagegen ist gekühlt gelagert etwa 21 bis 30 Tage haltbar. Man kann also davon ausgehen, dass ihre ESL-Milch bereits länger im Regal stand. Wenn Sie aber beide Milchpackungen quasi gleichzeitig öffnen und nutzen spielt das MHD keine Rolle mehr. Geöffnete Milch ist immer nur wenige Tage haltbar.
Albert Reinberg, am 17.10.2016, 18:49
Die länger haltbare Milch ist für den Käufer und Verbraucher keineswegs länger haltbar. Sie hält, nachdem die Packung geöffnet ist, nur genau so lange wie traditionell hergestellte Milch. Insoweit liegt hier mittelbar eine klare Verbrauchertäuschung vor.Redaktion:
Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist immer bezogen auf das ungeöffnete Produkt. Sobald Milchverpackungen geöffnet sind ist die Milch nur wenige Tage haltbar. Dabei ist es egal, ob es sich um Frischmilch, ESL-Milch oder H-Milch handelt. Aus unserer Sicht liegt hier keine Verbrauchertäuschung vor. Dagegen vertritt die Verbraucherzentrale die Ansicht, dass eine (ungeöffnet) länger als 7 Tage haltbare Milch nicht als "frisch" bezeichnet werden dürfte.
Werner Klotz, am 18.11.2015, 06:46
Hallo,wir haben in Deutschland Verbraucherzentralen, Politiker die sich angeblich für unsere Belange einsetzen. Tatsache ist meiner Meinung jedoch, dass keiner den Mumm hat, gegen die Industrie aufzubegehren. Wie heißt es doch so schön: Geld regiert die Welt. Diese Wahrheit macht auch in Deutschland nicht halt. Der mündige Bürger kann sich nur noch wehren, indem er bewusst einkauft und den ganzen bekannterweise ungesunden "Dreck" in den Regalen stehen lässt.
Redaktion:
Eine Hauptaufgabe der Verbraucherzentralen ist die Information des Verbrauchers: nur mit entsprechendem Wissen ist bewusstes Einkaufen möglich. Dieser Aspekt unserer Arbeit ist besonders wichtig, da die Verbraucher durch ihr Einkaufsverhalten direkt auf das Angebot Einfluss nehmen können. Gleichzeitig vertreten wir die Interessen von Verbrauchern gegenüber Politik, Wirtschaft und Verwaltung - im Rahmen unserer personellen und finanziellen Möglichkeiten. Möchten Sie uns fördern? Wir freuen uns über jeden Beitrag, der uns in unserer Arbeit unterstützt.
marga, am 05.07.2015, 00:44
Diese länger haltbare Milch ist eh nur wieder für den Handel um mehr geld zu verdienen bzw. zu sparen. Man spart nämlich an der Anzahl von Lieferungen. Dem Verbraucher wird nur vorgegaukelt dass er doch nun Milch hat die länger haltbar ist. Hat er aber nur wenn der Einzelhandel das Zeug nicht bis 1 Woche vor Ablaufdatum in seinen Lagern lässt, denn dann ist alles wieder beim alten. 1 Woche haltbar wie früher die Frischmilch. Das heisst es wird soviel Milch im Voraus gekauft dass so wenig Lieferungen wie möglich gemacht werden.
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Ob die "länger haltbare" Milch immer mehr nachgefragt wird, muss ich bezweifeln. Denn frische Milch, traditional hergestellt ist immer schnell verkauft und nicht zu bekommen. Auch Bio-Milch ist ja nun auch nur als ESL Produkt zu bekommen. Wenn ich Milch mit Kochgeschmack kaufen möchte, ist ja H-Milch reichlich vorhanden. Es sollte bei der Kennzeichnung, dringend auf die unterschiedlichen Verfahren hingewiesen werden.
Seit die beste Frischmilch, Berchtesgadener Traditionell hergestellt, nur noch in idiotischen Glasflaschen angeboten wird, habe ich das Milch Trinken eingestellt.
Anmerkung der Redaktion:
Sie schreiben nicht, was genau Sie an den Glasflaschen stört.
Bei den Ökobilanzen von Getränkeverpackungen kommt es auf viele verschiedene Faktoren an, von der Rohstoffproduktion bis zur Verwertung. Ein Vergleich unterschiedlicher Materialien ist daher schwierig. Der Getränkeverbundkarton, in dem Milch am häufigsten verpackt ist, schneidet insgesamt recht gut ab, weil er sehr leicht ist und immer wieder verwertet werden kann. Eine Einwegflasche aus Glas hingegen ist aus ökobilanzieller Sicht keine gute Verpackung, da ihre Herstellung viel Energie benötigt und das Material schwer ist. Glas eignet sich vor allem für Mehrwegprodukte. Wir gehen davon aus, dass die von Ihnen genannte Milch in Mehrwegflaschen verkauft wird. Da auch die Transportwege überschaubar sind, wären die Glasflaschen durchaus vertretbar.
Es wäre schade, wenn Sie nur aufgrund ihrer Verpackung auf die Milch verzichten. Nur so lange Verbraucherinnen und Verbraucher die traditionell hergestellte Milch nachfragen, wird es sie im Handel noch zu kaufen geben.
Wesentlich ist doch auch hierbei der Gesundheitswert der Milch, oder nicht?
Je weiter vom Naturzustand entfernt, umso ungesünder!
Anmerkung der Redaktion:
Rohmilch sollte immer durcherhitzt werden und nicht im "Naturzustand" roh getrunken werden, da Erreger von Lebensmittelinfektionen enthalten sein können. Diese können zu ernsten Erkrankungen führen. Durch die Wärmebehandlung verändern sich die Gehalte des Milchfettes und der Mineralstoffe wie beispielsweise Kalzium nicht. Lediglich der Gehalt an hitzeempflindlichen B Vitaminen wird etwas reduziert. Bei ESL-Milch sind im Vergleich zur Rohmilch Verluste von 20 Prozent möglich. Wird die Milch zuhause aufgekocht, ist der Verlust meist höher und der Kochgeschmack intensiver.