Entkoffeinierter Kaffee

Stand:
1. Ist entkoffeinierter Kaffee aufgrund der gängigen Herstellungsverfahren oder anderer Faktoren ungesund?
2. Gibt es etwas, auf das man beim Kauf von entkoffeiniertem Kaffee achten sollte?
3. Was ist aus ihrer Perspektive gesünder – entkoffeinierter Kaffee oder Kaffee mit Koffein? Warum?
4. Wie gefährlich ist Koffein?
5. Kann Koffein abhängig machen?
6. Welche positiven Effekte/Vorteile kann Koffein haben?
8. Welche Dosis Koffein ist für einen erwachsenen Menschen unbedenklich? Ab wann sollte man reduzieren und ggf. koffeinfreien Kaffee in Erwägung ziehen?
Eine Tasse Kaffee steht auf einem Tisch
Kaffee
Off

Entkoffeinierter Kaffee darf in der EU als solcher bezeichnet werden, wenn der Anteil an Koffein weniger als 0,1 Prozent beträgt. Für seine Herstellung gibt es unterschiedliche Verfahren. Eine relativ preiswerte Möglichkeit ist das Herauslösen des Koffeins mit chemischen Lösungsmitteln, wie Dichlormethan oder Ethylacetat. Als natürliches Verfahren gilt die Methode mit Ethylacetat, denn dieser Stoff kommt auch in verschiedenen Obst- und Gemüsesorten vor. 

Dichlormethan dagegen steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Wie viele Lösungsmittelrückstände in entkoffeiniertem Kaffee enthalten sein dürfen, legt eine EU-Richtlinie fest. Im Fall von Dichlormethan sind das maximal zwei Milligramm pro Kilogramm gerösteter Kaffee. Ganz ohne Lösungsmittel kommt das Kohlenstoffdioxidverfahren aus. Dabei werden die Bohnen unter hohem Druck mit flüssigem Kohlenstoffdioxid umspült. Dadurch wird das Koffein gebunden. Dieser Vorgang muss mehrmals wiederholt werden. Welches Herstellungsverfahren angewendet wurde, ist leider auf den Verpackungen nur selten angegeben und müsste beim Hersteller abgefragt werden.

Mit den physiologischen und gesundheitlichen Wirkungen von Kaffee haben sich viele Studien beschäftigt. Das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) fasst zusammen:

- Koffein wirkt in erster Linie auf das Zentralnervensystem. Dadurch entfaltet es eine zentrale stimulierende und anregende Wirkung. Es kann die Konzentration steigern, die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit fördern und helfen, wach zu bleiben. Entkoffeinierter Kaffee erlaubt dagegen einen abendlichen Kaffeegenuss und ermöglicht trotzdem einen ruhigen Schlaf.

- Bei regelmäßigem Verzehr steigt die Toleranz für Koffein, ein Gewöhnungseffekt tritt ein. Bei hohen Dosen und bei Selten-Trinkern können unerwünschte Nebenwirkungen auftreten wie Nervosität, Herzrasen und Schlaflosigkeit.

- Aus gesundheitlicher Sicht hat Kaffee eher positive Auswirkungen. Kaffeetrinker haben seltener Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Leberzirrhosen oder Typ-2-Diabetes. Außerdem war ein positiver Einfluss auf Parkinson, Depression und die Alzheimererkrankung nachweisbar.

- In einigen Studien wurde beobachtet, dass der Blutcholesterinspiegel nach dem Genuss von ungefiltertem Kaffee erhöht ist. Durch die Zubereitung mit Papierfilter werden die dafür verantwortlichen Lipide (Fette) im Kaffee entfernt, so dass der Einfluss auf den Blutcholesterinspiegel somit geringer ist.

- Kaffee kann zu einem leichten, kurzzeitigen Blutdruckanstieg führen. Vermutlich hat ein mäßiger Konsum aber nur einen geringen Einfluss auf die Entwicklung von Bluthochdruck.

- Bei magenempfindlichen Personen kann Kaffee die Magensäuresekretion anregen. Entkoffeinierter Kaffee wirkt dabei weniger magensäurefördernd, ebenso ein dunkel gerösteter Kaffee und ist dann meist verträglicher. Auch ein Milchzusatz im Kaffee bindet die Röststoffe und macht den Kaffee in diesem Fall verträglicher.

Nur wenige Studien haben bisher konkret entkoffeinierten Kaffee untersucht oder zwischen koffeinhaltigem und entkoffeiniertem Kaffee unterschieden. Eine amerikanische Studie von 2014 kommt zum Schluss, dass sowohl koffeinhaltiger als auch entkoffeinierter Kaffee die Leber schützen können. Eine Review von 2017 betrachtet verschiedene Studien zur Wirkung von Kaffee, dabei auch einige Studien, die entkoffeinierten Kaffee untersuchen. Demnach sind ist die gesundheitliche Wirkung von koffeinhaltigem und entkoffeiniertem Kaffee vergleichbar. Beide hängen mit einer reduzierten Gesamtsterblichkeitsrate, einer reduzierten Sterblichkeitsrate aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einem geringeren Risiko für Typ-2-Diabetes zusammen. Festhalten lassen sich also ähnlich positive Ergebnisse für Kaffee mit und ohne Koffein. Die gesundheitlichen Vorteile liegen offensichtlich nicht am Koffein, sondern an anderen Inhaltsstoffen, wie zum Beispiel Antioxidantien oder Polyphenolen. Entscheidend für die antioxidative Wirkung scheint zu sein, wie man den Kaffee trinkt: Da die Aminosäure Methionin aus der Milch offensichtlich die Antioxidantien hemmt, ist der Genuss von schwarzem Kaffee (ob mit oder ohne Koffein) besser.

Bei Kaffee mit Koffein kann es zu Wechselwirkungen mit einzelnen Medikamenten kommen. Entkoffeinierter Kaffee kann in kleinen Mengen dann eine Alternative sein.

Kann Kaffee oder Koffein abhängig machen?

Faktisch ist eine Sucht nicht zu befürchten, denn schwere Entzugssymptome gibt es bei Kaffee nicht. Man spricht eher von einer psychologischen Abhängigkeit, der Drang nach der Tasse Kaffee wird häufig von der aktuellen Situation oder täglich eingeübten Ritualen bestimmt. Jeder Körper reagiert hier anders.

Wieviel Koffein ist akzeptabel?

Die Akzeptanz und Sicherheit des Kaffeekonsums variieren je nach individueller Gesundheit, Toleranz gegenüber Koffein und anderen Faktoren wie Alter und Schwangerschaft. Die wissenschaftliche Forschung hat jedoch einige allgemeine Richtlinien hinsichtlich des täglichen Kaffeekonsums entwickelt. Die meisten Gesundheitsorganisationen und Studien legen nahe, dass ein moderater Kaffeekonsum, definiert als etwa 3-4 Tassen Kaffee pro Tag oder etwa 300-400 mg Koffein, für die meisten gesunden Erwachsenen unbedenklich ist. Es ist wichtig zu beachten, dass die individuelle Toleranz gegenüber Koffein variieren kann. Einige Menschen können mehr Kaffee vertragen, während andere empfindlicher darauf reagieren. Darüber hinaus sollten Personen, die bestimmte gesundheitliche Probleme haben, wie etwa Herzrhythmusstörungen, Angstzustände oder Magenprobleme, ihren Kaffeekonsum möglicherweise begrenzen oder ganz darauf verzichten.

Schwangerschaft und Stillzeit sind Zeiten, in denen der Koffeinkonsum besonders überwacht werden sollte. Die meisten Experten empfehlen während der Schwangerschaft eine Begrenzung auf etwa 200 mg Koffein pro Tag, was etwa einer Tasse Kaffee entspricht.

Insgesamt ist es wichtig, den individuellen Körper und seine Reaktionen zu berücksichtigen. Wenn jemand unangenehme Symptome wie Schlaflosigkeit, Nervosität oder Magenbeschwerden bemerkt, ist es möglicherweise ratsam, den Kaffeekonsum zu reduzieren.

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