Was bedeutet das MSC-Siegel bei Fisch und wird das kontrolliert?

Stand:
Können sich Fischfangunternehmen Label, wie das von MSC, einfach kaufen und verwenden, ohne dass Kontrollen durchgeführt werden? Wird beifangfrei gefischt? Gibt es Schadstoffuntersuchungen beim Fisch?
Viele Fische liegen gefangen in einem Netz.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Beim Wildfisch gibt es eine Vielzahl an Siegeln, die Auskunft über Fangmethoden und nachhaltige Fischwirtschaft geben sollen.
  • Beispiele sind Naturland Wildfisch, SAFE, Friend of the Sea (kurz FOTS) oder Marine Stewardship Council (MSC).
  • Die Kriterien sind von Siegel zu Siegel sehr unterschiedlich.
  • Grundsätzlich ist es aber besser, der Kauf von Fisch mit solchen Siegeln zu kaufen als Fisch ohne Siegel, da alle Organisationen ihren Teil dazu beitragen, die Fischwirtschaft nachhaltiger zu gestalten und damit die Überfischung nicht weiter voranzutreiben.
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Nach welchen Kriterien werden die Siegel vergeben?

Die Kriterien und das Vergabesystem sind nach Auffassung der Verbraucherzentralen sehr transparent und basieren nach eigenen Angaben auf drei Prinzipien:

  1. Fischbestände zu schützen, d.h. Fischbestände so zu nutzen, dass sie in einem guten Zustand bleiben oder nachweislich wieder dorthin anwachsen,
  2. das Meer als Lebensraum zu schützen. Hierbei werden die Auswirkungen des Fanggerätes oder Beifang betrachtet.
  3. Wirksames Management, d.h. Fischereien erhalten nur das MSC-Siegel, wenn sie ihre Fischerei nachhaltig ausrichten und ihre Auswirkungen auf das befischte Ökosystem kennen und weiter reduzieren

Für das MSC-Siegel müssen die Fischereibetriebe auch belegen wie sie Beifang, d.h. den Fang anderer Meerestiere als der erwünschten Fischart, vermeiden. Jedoch schreibt das Siegel keine Kameras oder Beobachter an Bord der Schiffe vor, um den Beifang zu überwachen. MSC verspricht auch keine beifangfreie Fischerei. Wie genau MSC den Beifang reduzieren möchte, können Sie auf der Website des Marine Stewardship Council nachlesen.

Das Label MSC kann nicht einfach gekauft werden und MSC bewertet selbst auch keine Fischereien, sondern dafür existieren unabhängige Gutachter und Prüfstellen, die die Zertifizierung durchführen. Diese entscheiden dann nach Rücksprache mit Expert:innen, Forschungsinstituten und Fischereibehörden, ob die MSC-Standards erfüllt werden. Die Zertifizierung gilt maximal 5 Jahre. Sie wird jährlich kontrolliert. Die Kosten für die Zertifizierung trägt das jeweilige Handelsunternehmen und jede Fischerei.

Jedoch müssen die Kritik von Greenpeace und auch eine Studie des Kieler Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung ernst genommen werden. Letztere ergibt, dass ein erheblicher Teil der untersuchten Fischbestände, obwohl sie MSC-zertifiziert sind, überfischt ist oder sich an der Grenze zur Überfischung befindet.

Aus Sicht der Verbraucherzentralen ist das MSC-Label ein Schritt in die richtige Richtung, da es dazu beigetragen hat nachhaltigen Fischfang zu fördern. Produkte mit MSC-Siegel sind Produkten ohne Siegel vorzuziehen. Jedoch sollte das MSC-Siegel weiterentwickelt werden. Grundsätzlich wäre ein einheitliches Siegel mit gesetzlich festgelegten Anforderungen für nachhaltig gefangenen Fisch und neutrale Kontrollen sinnvoll. Das würde Verbraucher:innen die Kaufentscheidung erleichtern.

Was Sie beim Kauf von nachhaltigem Fisch beachten sollten, lesen Sie in diesem separaten Beitrag.

Was ist mit Schwermetallen im Fisch?

Gemäß der gesetzlichen Regelungen dürfen in Deutschland nur solche Lebensmittel in den Verkehr gebracht werden, die sicher sind. Für die Sicherheit der Lebensmittel sind die Unternehmen verantwortlich. Dabei wird die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen durch die Lebensmittelüberwachung der einzelnen Bundesländer regelmäßig kontrolliert. So wird Fisch stichprobenmäßig auch auf Schwermetalle wie Quecksilber, polychlorierte Biphenyle (PCB) und Dioxine untersucht.

Je nach Verunreinigung des Gewässers sowie Art und Alter der Fische können diese unterschiedlich hoch mit Quecksilber belastet sein. Dabei sind EU-weit Höchstgehalte für Quecksilber in Fischen und Fischerzeugnissen festgelegt worden, die durch die Lebensmittelüberwachung der jeweiligen Bundesländer kontrolliert wird.

Bei üblichen Verzehrsgewohnheiten von Fisch ist die Gesundheit der Verbraucher:innen in der Regel nicht gefährdet. Jedoch wird Schwangeren und Stillenden empfohlen, Fische, die potenziell höher mit Quecksilber belastet sein können, zu meiden. Dazu zählen Haifisch, im Handel auch als "Schillerlocken" erhältlich, Buttermakrele, Aal, Steinbeißer, Schwertfisch, Weißer und Schwarzer Heilbutt, Hecht, Seeteufel, Thunfisch sowie Rotbarsch.

Im Bodengrund der Flüsse können sich über die Jahre Dioxine und PCB angesammelt haben. Daher können auch wildlebende Flussfische diese Schadstoffe aufnehmen. Angler:innen sollten regionale Hinweise für den Verzehr selbst geangelter Flussfische beachten. Selbst geangelte wildlebende Flussfische unterliegen nicht der Lebensmittelüberwachung. Sie werden aber regelmäßig untersucht, wie Schadstoffuntersuchungen sächsischer Angelfische zeigen.

Bitte beachten Sie in diesem Zusammenhang auch die Stellungnahmen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR):

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